Steuerungsdokumente
Familienergänzende Kinderbetreuung
Die Schweizerische UNESCO-Kommission und das Netzwerk Kinderbetreuung Schweiz haben 2012 einen Orientierungsrahmen für die frühkindliche Bildung lanciert. Dieser Orientierungsrahmen bietet eine umfassende pädagogische Grundlage für die Kinderbetreuung von 0 bis 4 Jahren. Er beschreibt generell, wie sich kleine Kinder entwickeln und schlägt Leitprinzipien für die Arbeit mit Kindern vor. Er hält fest, welche Elemente das pädagogische Handeln in Betreuungseinrichtungen umfasst. Er hat keine Verbindlichkeit, sondern gilt als nationales Referenzdokument.
Die kantonalen oder kommunalen Reglementierungen können die Ausarbeitung eines pädagogischen Konzeptes durch die Kindertagesstätten als Grundvoraussetzung für eine Bewilligung vorsehen. Solche pädagogischen Konzepte machen Aussagen zur pädagogischen Arbeit der Einrichtung wie z.B. zu pädagogischen Ansätzen, Handlungsleitlinien, Zielen und Vorgehensweisen bei der Umsetzung des Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungsauftrags, Eingewöhnung, Übergänge, Sprachförderung etc.
Kindergarten oder Eingangsstufe
Die Kantone haben bis anhin für die Primarstufe (inkl. Kindergarten oder Eingangsstufe) eigene Lehrpläne entwickelt, bei der Entwicklung zusammengearbeitet oder den Lehrplan eines anderen Kantons übernommen. Gemäss der am 1. August 2009 in Kraft getretenen Interkantonalen Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule (HarmoS-Konkordat) erfolgt die Harmonisierung der Lehrpläne und die Koordination der Lehrmittel auf sprachregionaler Ebene. In der Folge wurden neue Lehrpläne in den Sprachregionen entwickelt und eingeführt. Die französischsprachigen Kantone haben den Plan d’études romand” (PER) bereits seit 2015 vollständig eingeführt. Im italienischsprachigen Kanton Tessin wurde die Einführung des neuen Piano di Studio im Schuljahr 2018/19 abgeschlossen. Alle 21 deutsch- und mehrsprachigen Kantonen haben Lehrpläne, die auf dem Lehrplan 21 basieren, beschlossen. Die Einführung läuft zurzeit.
Informationen dazu und zur Lehrplanentwicklung können den Ausführungen zur Primarstufe entnommen werden.
Lernbereiche und Entwicklung
Familienergänzende Kinderbetreuung
Einrichtungen und Angebote der familienergänzenden Kinderbetreuung haben einen Betreuungsauftrag und übernehmen Bildungs- und Erziehungsaufgaben. Die Selbstentfaltung und das Zusammensein mit anderen Kindern sowie das Lernen von anderen Kindern sind wichtige Grundsätze bei der Betreuungsarbeit. Auch das Spielen ist sehr wichtig: Lernen heisst für Kinder vor allem Spielen. Spielen ist die Hauptbeschäftigung des Kindes. Lernen und Spielen sind keine Gegensätze, sondern weitgehend eins.
Kindergarten oder Eingangsstufe
Beim Eintritt in die Primarstufe (Kindergarten oder Eingangsstufe) unterscheiden sich die Kinder in Bezug auf ihr Wissen, ihr Können, ihren Entwicklungsstand und ihre sprachlichen Voraussetzungen. Ausgehend von dieser Heterogenität besteht das Ziel darin, die Entwicklung und das Lernen aller Kinder anzuregen. Der Unterricht orientiert sich daher stark an der Entwicklung der Kinder und wird vorwiegend fächerübergreifend organisiert und gestaltet. Die Förderung der Kompetenzentwicklung erfolgt über anregende Spiel- und Lernumgebungen. Die Kinder erwerben schrittweise die Grundlagen der Sozialkompetenz und der schulischen Arbeitsweise. Das Spiel hat eine hohe Bedeutung.
Die Zeit, die sie für das Durchlaufen der ersten Schuljahre benötigen, ist abhängig von ihrer intellektuellen Entwicklung und emotionalen Reife; gegebenenfalls werden die Kinder durch besondere Massnahmen zusätzlich unterstützt.
Die Bildungsinhalte werden in Lernzielen mit verbindlichem Charakter formuliert. Es werden Ziele für Fachbereiche definiert (z.B. Mensch und Umwelt, Bewegung, Sprache, Gestalten, Musik, Mathematisches Tun etc.) oder es werden fächerübergreifende Lernziele formuliert (z.B. Bewegungsmöglichkeiten weiterentwickeln, Wahrnehmungsfähigkeit differenzieren, mit Erfolg und Misserfolg umgehen, Naturvorgänge wahrnehmen und thematisieren, Regeln der Umgangssprache erleben und anwenden etc.).
Pädagogische Ansätze
Familienergänzende Kinderbetreuung
Die Betreuungspersonen sind - im Rahmen des pädagogischen Konzepts der einzelnen Kindertagesstätte - frei bei der Wahl der pädagogischen Methoden. Sie wählen die Methode, welche für die jeweiligen Ziele, Inhalte und Themen am besten geeignet ist.
Gemäss Orientierungsrahmen für die frühkindliche Bildung regen die Erwachsenen die Kinder an, Fragen zu stellen sowie Antworten auf ihre Fragen zu finden. Sie verwenden offene Fragen und hören den Kindern aktiv zu. Sie bestärken die Kinder darin, eigene Lösungswege zu erarbeiten und zu erproben. Sie achten darauf, ihre individuellen Lernprozesse nicht zu unterbrechen bzw. vorschnell in ihre Problemlöse- und Konfliktsituationen einzugreifen. Die Erwachsenen ermöglichen und unterstützen positive soziale Kontakte mit anderen Kindern. Sie regen Kinder dazu an, ihre Interessen, Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken und mitzuteilen, sowie wertvolle Gemeinschaftserfahrungen zu sammeln.
Die Betreuungspersonen stellen anregungsreiche Erfahrungsräume zum selbsttätigen Entdecken, Gestalten und Erkunden bereit. Dazu gehören vielfältige und frei zugängliche Materialien (z. B. Spielgegenstände, Naturmaterialien, Medien) und eine anregende soziale Umwelt (vor allem andere Kinder). Zusätzlich brauchen Kinder viel frei verfügbare Zeit und frei verfügbaren Raum, um ihren Spiel- und Lerntrieb intensiv ausleben zu können. Wenn vielfältige Spielräume bereitgestellt werden, ermöglichen diese den Kindern reichhaltige Lernerfahrungen, z.B. durch Entdeckungs- und Wahrnehmungsspiele, Konstruktions- und Bauspiele, Bewegungs- und Musikspiele, Finger- und Handpuppenspiele, Rollen- und Emotionsspiele.
Es gibt auch Angebote der familienergänzenden Kinderbetreuung mit einer speziellen pädagogischen Ausrichtung (z.B. Waldpädagogik, Infans, Fröbel, Montessori oder Steiner). Ausserdem kann eine Kindertagesstätte einen bestimmten thematischen Schwerpunkt anbieten wie Musik, Mehrsprachigkeit, Multikulturalität oder auch die Religion. Weiter gibt es Angebote, die eine spezifische Förderung (z.B. Bewegungsentwicklung, Sprachentwicklung, Entwicklung der Sozialkompetenz) anbieten, um namentlich Kinder, die unter erschwerten Bedingungen aufwachsen in ihrer Entwicklung zu stärken.
Kindergarten oder Eingangsstufe
Die Lehrpläne enthalten didaktische Grundsätze und Kompetenzziele. Die Lehrpersonen sind aber weitgehend frei bei der Wahl der Unterrichtsmethoden. Sie wählen die Methode, die für die jeweiligen Ziele, Inhalte und Themen am besten geeignet ist. Die Kinder treten mit unterschiedlichen Voraussetzungen in die Primarstufe (Kindergarten oder Eingangsstufe) ein. Die Arbeit orientiert sich deshalb nicht primär an Altersnormen, sondern am Entwicklungsstand der Kinder. Ein differenzierender Unterricht ist dabei zentral. Durch entsprechende Formen der Vermittlung sollen Neugier, Lernfreude und Lernbereitschaft geweckt werden. Die Lehrpersonen gestalten Spielangebote und Lernumgebungen, strukturieren Zeit und Prozesse, führen verschiedene Spiel- und Sozialformen, Inhalte und Themen ein und stellen die entsprechenden Materialien zur Verfügung. In geführten Sequenzen geht die Lenkung direkt von den Lehrpersonen aus. Sie führen beispielsweise in ein Thema, eine Gestaltungsaufgabe oder ein Singspiel ein oder erzählen eine Geschichte. In offenen Sequenzen nehmen die Lehrpersonen indirekt Einfluss, indem sie je nach Bedarf und Situation ins freie Spiel eingreifen und mitspielen, Vorschläge machen, hilfreich nachfragen, ermutigen, um so an neue herausfordernde Spielformen heranzuführen.
Leistungsbeurteilung
Familienergänzende Kinderbetreuung
Es findet keine Leistungsbeurteilung der Kinder statt, da kein Unterricht im schulischen Sinn stattfindet. Die Beobachtung der Entwicklung der Kinder ist jedoch sehr wichtig. Personen der familienergänzenden Kinderbetreuung können Eltern auf Entwicklungsschwierigkeiten ihrer Kinder aufmerksam machen, so dass entsprechende Fördermassnahmen (z.B. heilpädagogische Früherziehung) ergriffen werden können.
Kindergarten oder Eingangsstufe
Die Beurteilung der Kinder im Kindergarten bzw. in der Eingangsstufe erfolgt in der Regel ohne Ziffernoten. Die Beobachtung der Kinder ist eine wichtige Grundlage, um Stärken, Begabungen sowie Schwächen und Bedürfnisse der Kinder erkennen zu können. Als Beurteilungsinstrumente werden oft Beobachtungsbögen eingesetzt, die als Grundlage für Beurteilungsgespräche mit den Erziehungsberechtigten dienen. Die Beurteilung ist förderorientiert und berücksichtigt die persönliche Entwicklung des Kindes.
Übergang in die Primarschule
Kindergarten oder Eingangsstufe
Im Normalfall tritt ein Kind nach zwei Jahren im Kindergarten oder in der Eingangsstufe in die Primarschule ein. Es ist dann zwischen 6 und 7 Jahre alt. Abhängig von seiner intellektuellen Entwicklung und emotionaler Reife oder aus anderen wichtigen Gründen kann der Eintritt in die Primarschule auch um ein Jahr verschoben werden. In der Regel haben Eltern sowie Lehrpersonen und Schulleitungen das Recht, eine spätere Einschulung zu beantragen. Den definitven Entscheid fällt die lokale Schulbehörde. In einigen Deutschschweizer Kantonen können Kinder nach dem Kindergarten eine Einschulungs- oder Einführungsklasse besuchen. Der Lernstoff eines Jahres wird auf zwei Jahre verteilt. Am Ende der zweijährigen Einschulungs- oder Einführungsklasse erfolgt meist ein definitiver Übertritt in die Regelklasse.
Die Einbindung des Kindergartens respektive der ersten zwei Jahre einer Eingangsstufe in die obligatorische Schulpflicht haben den Übergang in die Primarschule erleichtert. So decken die neuen sprachregionalen Lehrpläne neben dem Kindergarten oder den ersten zwei Jahren einer Eingangsstufe auch die Primarschule ab. Die Primarschule befindet sich in der Regel am gleichen Ort wie der Kindergarten oder die Eingangsstufe. Um Zusammenarbeit und Kontinuität zwischen den Stufen sicherzustellen, gibt es eine Reihe von Massnahmen wie Informationsaustausch zwischen den Lehrpersonen von Kindergarten/Eingangsstufe und Primarschule, Besuche der Kindergartenkinder in der Primarschule und Elterninformationsanlässe.