Definition der Zielgruppe
Benachteiligte Bevölkerungsgruppen
Nicht alle Schweizer Erwachsenen verfügen über genügende Grundkompetenzen in den Bereichen Lesen und Schreiben, in der Beherrschung der lokalen Amtssprache, in der Alltagsmathematik sowie im Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien. Die betroffenen Personen können am gesellschaftlichen und beruflichen Leben nicht voll teilnehmen. Sie haben beispielsweise nur einen sehr beschränkten Zugang zu Weiterbildungsangeboten. In den Empfehlungen zur Weiterbildung von Erwachsenen von 2003 empfiehlt die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) den Kantonen, spezifische Angebote für Bevölkerungsgruppen, die hinsichtlich Bildung situationsbedingt benachteiligt sind, zu unterstützen oder zu schaffen. Zahlreiche Akteure (Dachverbände der Weiterbildung, Anbieternetzwerke, Interessenvertreter aus dem Sozialbereich, Forschungsinstitutionen) engagieren sich für die Förderung der Grundkompetenzen, insbesondere im Bereich der Lese- und Schreibfähigkeit. Im neuen Weiterbildungsgesetz soll die Förderung von Grundkompetenzen Erwachsener explizit verankert werden.
Erwachsene mit Migrationshintergrund
Die kantonalen und kommunalen Fachstellen für Integration bieten Informationen und persönliche Beratungen für Migrantinnen und Migranten an.
Menschen mit Behinderung
Verschiedene Fachorganisationen sowie einer Reihe lokaler und regionaler Organisationen bieten spezifische Unterstützungsmassnahmen für behinderte Menschen an. Die berufliche Eingliederung behinderter Personen ist ein zentrales Ziel der Invalidenversicherung. Sie erbringt in diesem Gebiet umfangreiche Leistungen.
Spezifische Unterstützungsmassnahmen
Benachteiligte Bevölkerungsgruppen
Zahlreiche Akteure engagieren sich im Bereich Förderung der Grundkompetenzen. Im Projektverbund Grundkompetenzen beispielsweise werden die Förderung von sprachlichen Kompetenzen im Rahmen der Berufsbildung, eine verstärkte Sensibilisierung von Vermittlern und Verantwortlichen in Betrieben, die Förderung von sprachlichen und alltagsmathematischen Kompetenzen von Erwachsenen und eine Verbesserung der Weiterbildungsangebote sowie generell eine Verstärkung des Bewusstseins für die Thematik Grundkompetenzen in der Gesellschaft angestrebt. Namentlich werden zurzeit folgende Unterstützungsmassnahmen angeboten oder entwickelt:
- Illetrismus (funktionaler Analphabetismus): Illetrismus beschreibt die Situation einer Person, welche die Schule besucht hat, jedoch Lesen, Schreiben und Rechnen nur ungenügend beherrscht. Der Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben sowie das vom Bundesamt für Kultur initiierte Netzwerk zur Bekämpfung des Illetrismus engagieren sich auf vielfältige Weise in diesem Bereich. Angeboten werden u.a. Kurse in Lesen und Schreiben sowie ein Beratungsservice für Betroffene.
- Lokale Amtssprache: Angebote zur Verbesserung der Fähigkeit, in der lokalen Amtssprache zu kommunizieren und geschriebene Texte in der lokalen Amtssprache zu lesen und zu verstehen, werden insbesondere für Erwachsene mit Migrationshintergrund angeboten. Sprachkurse für Migrantinnen und Migranten gibt es in allen Regionen der Schweiz. Lektionenzahl, Lerninhalte, Methoden und Lerntempo sind in den einzelnen Kursen unterschiedlich. Angeboten werden auch Alphabetisierungskurse für Menschen, die entweder nicht schreiben gelernt haben oder das lateinische Alphabet nicht beherrschen. Immer mehr Angebote richten speziell an Frauen, einige ausschliesslich an Mütter.
- Alltagsmathematik: Die gezielte Förderung von Erwachsenen, welche Mühe im Umgang mit alltagsmathematischen Fragestellungen haben, ist für die Akteure im Weiterbildungsbereich eine grosse Herausforderung. Bisher fehlten in der Schweiz u.a. die konzeptionellen Grundlagen für die Entwicklung eines zielgruppenspezifischen Angebots. Vor diesem Hintergrund beauftragte im 2008 das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) den Schweizerischen Verband für Weiterbildung (SVEB), ein Grundlagenpapier zu entwickeln, welches einerseits die Thematik Alltagsmathematik aufarbeitet und anderseits methodische und didaktische Grundlagen für die Förderung alltagsmathematischer Kompetenz enthält
- Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT): Besonders für den Arbeitskontext ist der Erwerb von IKT-Kompetenzen unumgänglich geworden, weil immer weniger Arbeitsplätze existieren, die keine IKT Kompetenzen voraussetzen. Der SVEB erarbeitet zurzeit ein Konzept zur arbeitsmarktorientierten Förderung von Grundkompetenzen von Stellensuchenden im Bereich IKT.
Der SVEB führt eine Liste von Projekten zur Förderung von wenig Qualifizierten. Ebenfalls zu erwähnen sind die Möglichkeiten des Nachholens eines Abschlusses der Sekundarstufe II.
Menschen mit Behinderung
Sogenannte Bildungsklubs bieten Weiterbildungskurse für Erwachsene mit einer geistigen Behinderung bzw. einer Lernbehinderung an. Bildungsklubs werden von Fachorganisationen für behinderte Menschen sowie einer Reihe lokaler und regionaler Organisationen angeboten. Die Invalidenversicherung übernimmt u.a. die Kosten für die Erstausbildung (z.B. eine Berufslehre oder der Besuch einer Mittel- oder Hochschule), welche den Versicherten aufgrund ihrer Invalidität zusätzlich entstehen. Die Invalidenversicherung übernimmt auch Kosten für die Umschulung, wenn Versicherte wegen eines bleibenden Gesundheitsschadens ihre bisherige Tätigkeit nicht mehr oder nur noch unter erschwerten Bedingungen ausüben können. Dazu gehören auch Kosten für Verpflegung, Unterkunft und Reise. Bei staatlichen Weiterbildungsangeboten haben der Bund, die Kantone und die Gemeinden im Rahmen der Verhältnismässigkeit die Pflicht, ihre Dienstleistungen für die Öffentlichkeit in einer benachteiligungsfreien Weise anzubieten. Bei privaten Anbietern besteht für Menschen mit Behinderung lediglich ein Schutz gegen Diskriminierung. Sie sind nicht gezwungen, ihr Angebot den Bedürfnissen der Menschen mit Behinderung anzupassen.