Für das Verständnis der Situation in der Deutschsprachigen Gemeinschaft sind u. a. drei Aspekte wichtig, die für die beiden anderen Gemeinschaften in Belgien keine Rolle spielen: Die Gebietssprache und seit 1963 auch offiziell Amts- und Unterrichtssprache ist Deutsch. Da Belgien aber in der Vergangenheit und auch heute noch hauptsächlich in Niederländisch und Französisch verwaltet wird, spielen diese beiden anderen Staatssprachen - vor allem die Sprache des unmittelbaren Nachbarn, Französisch – u.a. im Bildungswesen der Deutschsprachigen Gemeinschaft eine besondere Rolle. Das Gebiet der Deutschsprachigen Gemeinschaft gehörte von 1815 (durch den Wiener Kongress) bis 1919 (Versailler Vertrag nach dem Ersten Weltkrieg) zu Preußen bzw. zum Deutschen Reich, von 1919 bis 1940 zu Belgien, wurde im Zweiten Weltkrieg durch Annexion dem Dritten Reich angegliedert und ist seit 1944/45 wieder belgisch. Die Deutschsprachige Gemeinschaft kann in vielen Bereichen eine selbstständige Politik vertreten – u.a. im Bildungswesen - ist aber in anderen Bereichen, die mit der Verwaltung und der Bewirtschaftung des Territoriums zu tun haben, nicht eigenständig, sondern ein Teil der Wallonischen Region. Auf diese drei Aspekte kann im Laufe der folgenden Kapitel naturgemäß nicht jedes Mal hingewiesen und eingegangen werden.