Europäische, globale und interkulturelle Dimension der Lehrplanentwicklung
Die Hochschulen engagieren sich auf vielfältige Weise für die Stärkung der internationalen Dimension und werden dabei von Bund und Ländern sowie den Mittlerorganisationen (u. a. Deutscher Akademischer Austauschdienst, Alexander von Humboldt-Stiftung) und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) unterstützt. Hervorzuheben sind die intensiven Bemühungen um den Ausbau englischsprachiger Studienangebote, die Einrichtung von internationalen Studiengängen und Studiengängen mit Doppelabschluss oder Joint Degree, den Aufbau von internationalen Studien- und Ausbildungspartnerschaften, die Einrichtung von Bachelorstudiengängen mit integrierten Auslandsphasen, den Aufbau internationaler Doktorandenkollegs und strategischer internationaler Hochschulpartnerschaften sowie der Einsatz ausländischer Gastdozentinnen und Gastdozenten.
Um die akademische Anerkennung zwischen den europäischen Partnerhochschulen zu erleichtern und die Mobilität der Studierenden zu unterstützen, wurde in Deutschland das Europäische System zur Anrechnung von Studienleistungen (European Credit Transfer System – ECTS) eingeführt. Die Anwendung von ECTS erfolgt in allen gestuften Studiengängen. Im Rahmen der Leitaktion 1 (Mobilität von Einzelpersonen) im Hochschulbereich des EU-Programms Erasmus+ ist der Abschluss von Learning Agreements (Lernvereinbarungen) verpflichtend, in denen zwischen Heimathochschule, ausländischer Gasthochschule und Studierenden ein Studienprogramm vereinbart wird. Der besseren Akzeptanz von Hochschulabschlüssen und -graden im Ausland dient das Diploma Supplement, das ausgehend von einer gemeinsamen Initiative der EU, des Europarates und der UNESCO in Deutschland 1999 entwickelt wurde und meist in englischer Sprache verfasst ist. An Absolventinnen und Absolventen von Bachelor- und Masterstudiengängen geben die Hochschulen flächendeckend ein Diploma Supplement aus, Absolventinnen und Absolventen von Diplom- und Staatsexamenstudiengängen erhalten das Diploma Supplement auf Nachfrage.
Europäische und internationale Studiengänge zeichnen sich durch ein Studienkonzept aus, das von Anfang an die internationale Dimension einbezieht und einen oder mehrere Studienabschnitte an einer ausländischen Hochschule als festen Bestandteil integriert. Einige Hochschulkooperationen und Austauschprogramme wurden von den beteiligten Hochschulen so weit entwickelt, dass neben deutschen Studienabschlüssen auch ausländische oder gemeinsame Abschlüsse erworben werden können (Doppelabschluss oder Joint Degree). Studium und Prüfungen werden nach einem zwischen den Partnerhochschulen abgestimmten Lehr- und Prüfungsplan durchgeführt. Im Sommersemester 2020 werden an deutschen Hochschulen 276 grundständige und 520 weiterführende Studiengänge mit internationalem Doppelabschluss angeboten.
Eine wachsende Zahl von Hochschulen bietet europäisch ausgerichtete Studiengänge auch im Rahmen der weiterführenden Studiengänge an, insbesondere in Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und im Ingenieurwesen.
Eine Übersicht über die angebotenen internationalen Studiengänge findet sich auf den Internetseiten des DAAD. Insgesamt bieten die Hochschulen in Deutschland nach dem Hochschulkompass der HRK knapp 2.000 sowohl grundständige als auch weiterführende internationale Studiengänge an. Damit leisten die deutschen Hochschulen einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Attraktivität des Studienstandortes Deutschland. Dazu trägt auch das seit 2001 geförderte DAAD-Programm Studienangebote deutscher Hochschulen im Ausland bei, mit dem gemeinsam mit Partnern vor Ort Curricula nach deutschem Vorbild entwickelt werden. Diese Angebote dienen unter anderem dazu, hochqualifizierte Doktorandinnen und Doktoranden für deutsche Hochschulen zu gewinnen. Zudem wurde zu diesem Zweck von Bund und Ländern im Zusammenwirken mit den Wissenschaftsorganisationen eine internationale Imagekampagne für ein Studium in Deutschland ins Leben gerufen, die seit 2008 vom DAAD und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unter dem Dach der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ fortgesetzt wird. Der DAAD unterstützt im Zusammenwirken mit der HRK und in Absprache mit den Wissenschaftsorganisationen durch das Konsortium GATE-Germany die deutschen Hochschulen in ihrem internationalen Hochschulmarketing.
Zur besseren Betreuung und Integration der ausländischen Studierenden, Doktorandinnen bzw. Doktoranden und Wissenschaftlerinnen bzw. Wissenschaftler in Deutschland wurden in den letzten Jahren neue Servicestellen (z.B. Welcome-Centers) und verschiedene allgemeine, akademische und soziale Angebote geschaffen sowie verstärkt die digitalen Kanäle genutzt. Mit der Web-Seminar-Serie „Hochschulmärkte weltweit“ bringt der DAAD die Hochschulen und das DAAD-Netzwerk direkt miteinander in Kontakt. Mit Blick auf eine gezielte Fachkräftegewinnung sollen diese Angebote und Strukturen für die große Anzahl ausländischer Studierender und Doktorandinnen bzw. Doktoranden verstärkt und ausgebaut werden. Das betrifft besonders die Phase der Orientierung und Vorbereitung, die Studienverlaufsbetrachtung als auch Angebote für den Übergang vom Studium in den Beruf.
Die Graduiertenkollegs der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) werden auch für ausländische Doktoranden immer attraktiver. Im Jahr 2019 förderte die DFG insgesamt 245 Graduiertenkollegs, darunter 41 Internationale Graduiertenkollegs. Der Anteil ausländischer Doktorandinnen und Doktoranden ist an den Graduiertenkollegs wesentlich höher als in anderen Formen der Doktorandinnen- bzw. Doktorandenausbildung. Auf internationale Nachfrage stoßen zudem die Internationalen Promotionsprogramme des DAAD, die International Max-Planck Research Schools und die Graduate Schools.
Partnerschaften und Netzwerke
Die Erasmus+-Leitaktion 2 fördert die Internationalisierung von europäischen Hochschulen im Rahmen von strategischen Partnerschaften und Wissensallianzen sowie die Netzwerkbildung und gemeinsame Projekte zum Kapazitätsaufbau in europäischen Nachbarschaftsregionen und weltweiten Partnerschaften. In Deutschland wird die Aktion von der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD durchgeführt.
Die Deutsch-Französische Hochschule (DFH) ist ein Verbund von deutschen und französischen Mitgliedshochschulen mit eigener Rechtspersönlichkeit, dessen Sekretariat sich in Saarbrücken befindet. Aufgabe der DFH ist die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich im Hochschul- und Forschungsbereich. Sie fördert u. a. die Einrichtung und Durchführung gemeinsamer integrierter Studiengänge und vergibt Stipendien an die Teilnehmenden. Im Juni 2020 bot die DFH 186 integrierte binationale und trinationale Studiengänge in verschiedenen Fachrichtungen an. Es sind rund 6.400 Studierende und rund 300 Doktorandinnen und Doktoranden an der DFH eingeschrieben.
Neben der bundesweit agierenden DFH gibt es auch in den Ländern Hochschulnetzwerke, in deren Rahmen gemeinsam integrierte Studiengänge angeboten werden und eine Koordinierung von Studierendenaustausch und Forschungskooperationen erfolgt.
Mit dem DAAD-Programm „Strategische Partnerschaften und Thematische Netzwerke“ werden deutsche Hochschulen beim Aufbau strategischer Partnerschaften und thematischer Netzwerke mit einer oder mehreren ausgewählten Hochschulen im Ausland unterstützt, um so ihr internationales Profil zu stärken. Das Programm fördert Partnerschaften mit unterschiedlicher Ausrichtung, die aus Mitteln des BMBF über einen Zeitraum von vier Jahren finanziert werden.